Mittwoch, 20. Juli 2011

Schwestern auf den zweiten Blick

Mit Schneeflocken auf der Mütze und dem Rucksack auf den Schultern betrat ich nach siebenstündiger Zugfahrt zu spät den Raum, in dem schon munter gearbeitet und geredet wurde. "Setz' dich zu uns, wir haben noch Platz in der Gruppe!", rief mir eine euphorische Stimme entgegen - Ruth. Das war im Dezember auf einem Auswahlseminar des Deutschen Roten Kreuzes.

Einen Monat später stiefelte ich zum Auswahltreffen des Eine Welt Netzes NRW - wieder nach langer Zugfahrt und mit schwerem Rucksack, doch diesmal pünktlich - und da saß sie schon wieder: Ruth mit ihren braunen Locken, starrte mich mit großen Augen an, schrie kurz auf und fiel mir um den Hals. Was für ein Zufall!
Als wenige Tage später bei uns beiden eine Zusage für die Arbeit im ghanaischen "Our Children"-Projekt im Mailpostfach wartete, war schon fast klar: Ruth und ich werden ein Jahr lang gemeinsam als Afrikaschwestern leben, die große Kinderschar hüten, Land, Leute und viele Eigenheiten Ghanas erkunden.

Wenn wir über die gleichen Dinge lachen, zaghaft feststellen, dass wir die gleichen Bedenken haben, die gleichen Fragen, wenn die eine den Satz nicht beenden muss, weil es die andere tut, dann bin ich mir sicher, dass Ruth genau die Richtige ist und ich mir keine andere an meiner Seite in Ghana vorstellen kann.
Es tut einfach gut, zu wissen, dass da jemand ist, für den der Weg nach Ghana genau so aufregend und aufwühlend ist. Dass ich nicht allein sein werde.

Sonntag, 10. Juli 2011

Ganz großer Visa-Spaß

Heute werden Vorurteile abgebaut. Zum Einstieg ein deutsches.
Man sagt, die Bürokratie sei typisch deutsch.
Doch wer das behauptet, hat noch nie versucht, ein Visum für Ghana zu beantragen.

Zum Glück helfen mir Miriam und Susanne vom Eine Welt Netz NRW dabei, telefonieren und mailen mit dem weltwärts-Sekretariat, der ghanaischen Botschaft, den Projektleitern und den aktuellen Freiwilligen.
Denn so ganz unkompliziert ist es tatsächlich nicht.

Noch von Deutschland aus werde ich mein Visum beantragen. Ob ein "single entry visa" für 50€, das mir die einmalige Einreise erlaubt und alle zwei Monate verlängert werden muss oder ein "multiple entry visa" für 250€, mit dem ich zum Beispiel nach einem Togo-Ausflug wieder einreisen könnte, muss noch geklärt werden. Der viermal ausgefüllte Antrag wandert samt Passfoto zur ghanaischen Botschaft.
So weit, so gut.
Der ganz große Spaß wird aber erst in Ghana losgehen, wenn ich mit englischem Lebenslauf, englischem Gesundheitszeugnis, Nachweis meiner Gelbfieberimpfung, englischem Arbeitsvertrag, englischem Empfehlungsschreiben, englischem Abiturzeugnis, ja sogar meinem polizeilichen Führungszeugnis (Wer hätte es gedacht? Natürlich auch auf Englisch) zur Botschaft kommen muss, um meine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten.

So sieht der vorläufige Plan aus. Änderungen vorbehalten ;)