Samstag, 18. Februar 2012

Von Seefahrern, Schatzjägern und wilden Monstern


Es war einmal im Oktober, als es noch aus düsteren Monsunregenwolken regelmäßig, regenmassig regnete. Aus all dem gewaltig vom Himmel stürzenden Wasser hatte sich ein Fluss gebildet. Der Fluss plätscherte den Hang hinunter, am Kid’s Corner vorbei ins Tal. Wer zum Kid’s Corner kommen wollte, musste mutig genug sein, um über den Fluss zu springen.
Eines Tages trafen sich viele unerschrockene Seefahrer an dem Fluss. Sie ließen ihre prunkvoll verzierten Papierschiffchen zu Wasser, rannten ihnen nach und versuchten, sie mit Stöcken wieder herauszufischen.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann fischen sie noch heute…


Es war einmal eine Zeit, in der konnten die vielen, vielen Kid’s Corner Kinder kaum malen, schreiben und rechnen, weil alle ihre Stifte von den bösen Minenbrecherzwergen und Verschwindegnomen zerstört und geraubt worden waren. Doch eines Tages fanden einige schlaue und abenteuerlustige Kinder eine Schatzkarte und folgten deren Hinweisen. Sie mussten die vielen bunten Pfeile finden, über Bäume und Klettergerüste klettern und gemeine Matheaufgaben lösen, bis sie endlich die große Schatzkiste entdeckten. Eine ganze Kiste voller Stifte, Anspitzer und Radiergummis!
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann malen sie noch heute…

Esther hat den Hinweis als Erste entdeckt

Es war einmal in dem schönen Dorf Santrokofi. Eines Tages verwandelten sich all die lieben und hübschen Kinder in wilde Monster. Ihre Gesichter waren kunterbunt, mal mit Streifen, mal mit Punkten, mit Augen und Zähnen. Aber die wilden Monster waren keine bösen Monster. Sie lachten und strahlten und jeder, der ihnen begegnete, musste mit ihnen lachen und strahlen.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann lachen und strahlen sie noch heute…

Montag, 13. Februar 2012

Die Sahara zu Besuch

Letzten Sonntag hatte ich mal wieder die Gelegenheit, via Aljazeera ein bisschen Weltgeschehen aufzuschnappen. Neben vielen traurigen Nachrichten (5 Minuten über etliche Tote in Syrien – genau so viele Minuten über eine tote Whitney Houston) gab es auch einen Grund zum Lachen: Das europäische Wetter.
Zugegeben. Schamlos und schadenfroh lachte ich mir in mein nicht von einem dreilagigen Wollhandschuh mit flauschigem Innenfutter geziertes Fäustchen.

Während Frau Holle scheinbar in Europa die Wolkendecken ausschüttet, gab es bei mir in Ghana den letzten richtigen Niederschlag Anfang November.
Seitdem trocknet alles vor sich hin.
Die Wäsche auf den Leinen, die nach zwei Stunden wie gebügelt ist.
Der Regenwald, der seinen Namen nun nicht mehr verdient.
Unser Kid’s Corner-Garten, den selbst das tägliche Gießen nicht retten konnte.
Ich kann nicht sagen, wie warm es ist, ich kann meinem Temperaturempfinden nicht mehr trauen. Es ist heiß. Heißer. Am Heißesten. Bullenheiß. Backofenheiß. Brennend heiß.
So heiß, dass ich an Körperstellen schwitze, von deren Existenz ich noch nicht einmal wusste. So heiß, dass ich in einer auf 20°C herunter gekühlten Bank zu frieren beginne.

Aber das ist nicht alles, was die Trockenzeit zu bieten hat.
Ein Passatsturm namens Harmattan bläst unentwegt Sand aus der Sahara über das Land. Am Nordhimmel, dort, wo im September die ersten Überwinterungsvögel auftauchten, flimmerte im Dezember ein verlaufender Farbstreifen auf. Kupferfarben. So wie die Sonne eine halbe Stunde, bevor sie untergeht. In wenigen Tagen wuchs dieser Farbstreifen, bis unmerklich der blaue Himmel verschwand.
Dieser ist nun milchig-matt, die Welt sieht dumpf aus. Ich schaue durch einen Nebel aus feinem Sand. Feiner Sand, der die Strahlen der Abendsonne streut und die Luft gelb-orange färbt.
Der Sand ist überall. Er kriecht in Ohren, Nase und Körperporen. Er überzieht Stühle und Schüsseln mit einer dünnen Staubschicht. Er färbt Bananenstauden am Straßenrand ockergelb.


Ich mag den Harmattan und gerade würde ich ihn nur widerwillig gegen erfrorene Hände eintauschen.