Sommer
– Herbst – Winter – Frühling und wieder von vorn? Von wegen! Auf Sommer kann
auch Frühling folgen. In Ghana nennt man ihn Regenzeit.
Über
drei Monate fiel vom Himmel kein einziger Wassertropfen. Gräser, Sträucher,
Bäume machten dem Namen Trockenzeit
alle Ehre. Die Sonne knallte, ohne zu fragen, ob die Hitze schon ausreichend
sei. Aus der Sahara über das Land wehender Sand raubte dem Himmel sein Blau,
den Pflanzen ihr Grün, überpinselte die Straßen mit ockergelben Staubkörnern.
Gleich den ersten vergilbten Farbfotos aus Omas Familienalbum.
Ghanas
Farben machten Pause. Von Dezember bis Februar.
Erlösend
wie das Ausziehen der stundenlang getragenen, viel zu hohen Abschlussballschuhe
brach der erste Regen des Jahres durch die hoffnungsvoll dunkelgrauen
Wolkenbäuche. Wusch erbarmungslos das satt gesehene Ockergelb von
staubverkleisterten Palmen und Bananenstauden am Straßenrand. Wusch kleine,
sandfarbene Hände, kupferrote Kinderfüße vom einst frisch gestrichenenen
Klettergerüst. Wusch den verschleierten Himmel endlich wieder rein. Wie eine
Hand die andere.
Ghana
bekam wieder Farbe.
Der
Regen hat den Frühling gemacht. Der Regen und nicht die Sonne.
Blau, Grün, Rot - Die Straßen haben ihre Farben zurück |
Der
Regen hat den Sand verjagt. Ich sehe wieder klar, der Horizont weicht ein paar Schritte
zurück, die Lanschaft bekommt wieder Kontur. So wie damals, als ich das erste
Mal Kontaklinsen trug.
Der
Regen gibt den Farmarbeitern ihre Arbeit zurück. Früh ziehen sie aus, um Reis,
Bohnen, Mais anzubauen. Mit Maniokwurzeln in Schüsseln auf dem Kopf kommen sie
zurück. Die Kakaobäume tragen schon kleine Früchte, in einem halben Jahr können
die reifen Schoten geerntet werden. Dicke Frauen verkaufen Avocados, Tomaten,
Zwiebeln an den Straßen. Aus Mangobäumen lugen Kinderbeine hervor. Mangoklauen
ist wie Kirschenessen.