Dienstag, 17. Januar 2012

Balantebi Kowa Kafa

Balantebi Kowa Kafa. 
Das heißt „Homecoming of the people of Santrokofi“. 
Das bedeutet eine Vervierfachung der Einwohnerzahl, eine Woche Ausgelassenheit und allzeit Musik aus übergroßen Lautsprechern oder singfreudigen Kehlen. Festivalstimmung im Dezember – Weihnachten mal anders.




Ihr Kinderlein Kommet

Zum Kid’s Corner kommet!
Dort warteten fröhliche Musik, bunte Luftballons und jemand, der sich Father Christmas nennt. An jedes Kind hatte er gedacht und verschenkte bunte Stifte, Haarspangen und Spielzeugautos, neben denen sogar Kekse und Schokolade in den Schatten treten mussten. Am Abend flimmerte ein kleiner Zeichentrickheld namens Kirkikou über die Wand des Kid’s Corners, fasziniert beäugt von vielen kleinen im Gras hockenden Freilichtkinogästen.
Es war eine schöne Weihnachtsfeier.
In den Vortagen waren einige Heinzelmännchen mit Schweißperlen auf der Stirn gesichtet worden, deren Nervosität sich proportional zur Vorfreude der Kinder steigerte. Doch letztendlich haben sich Geschenkepack-Nächte und Spielvorbereitungen gelohnt. Das sagt hoffentlich auch Gregor, der Dritte im Bunde der Kid’s Corner-Freiwilligen, der das ganze Spektakel bei mindestens 35°C unter einem roten Fleecemantel mit Kapuze verbringen musste…



Candle In The Wind

Heiligabend. Mit meiner Kerze in der Hand stand ich in der späten Dämmerung. Aufregung lag in der Luft. Herzlichkeit und Wiedersehensfreude. Wir waren eine große Gemeinschaft. The people of Santrokofi. Alle gehörten dazu. Die Kinder strahlten mit ihren Lichtern in der Hand. Sanko war jünger als sonst, lebendiger, ausgeschlafener. Trommeln und Trompeten erhoben sich, setzten sich in Gang, führten eine im Kerzenschein verschwimmende Masse an. Ein funkelnder Nachtspaziergang.
Bald schreitend, bald tanzend. Mitreißend. Arme um Schultern, Hände in Händen. Kerzenköpfe begegneten sich, um Licht zu teilen. La fa bronje obro! Merry Christmas! 




Zeit, Dass Sich Was Dreht

Abgesehen von dem Lichterumzug, der für mich das Highlight der Weihnachtswoche darstellt, passierte noch einiges mehr auf dem einwöchigen Festival, dessen Motto good health through community participation war. Gesundheit durch Beteiligung der Gemeinde.
So standen neben den obligatorischen Kirchbesuchen auch Tischtennis-, Volleyball- und Fußballturniere auf dem Plan. Drei Tage lang bot eine medizinische Versorgungsstation kostenlose Untersuchungen für jeden an. 
Der Höhepunkt der Festwoche war allerdings der Durbar am 26. Dezember. Bei einem Durbar trifft sich das ganze herausgeputzte und in die besten, glänzendsten und buntesten Kleider gehüllte Dorf auf dem sonst so unscheinbaren, unter Bäumen versteckten Dorfplatz. Für das Homecoming wurde sogar extra ein blau-weißes Celebration Outfit entworfen. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, der Hauptinhalt eines Durbars besteht darin, dass der mir so sympathische und bodenständig wirkende Chief, der Dorfsprecher, zu den Dorfbewohnern spricht. Und ganz nebenbei ist so ein Durbar dann gleichzeitig die Gelegenheit, ordentlich zu feiern und Spaß zu haben. 
Auf unserem Weihnachtsdurbar redete allerdings nicht nur der Chief. Es wurden auch Auszeichnungen vergeben. An die besten Schüler jeden Jahrganges, die neben Schulheften und Stiften auch hysterischen Applaus von Ruth und mir bekamen, die wie zwei Super-Mamis bei der Preisverleihung mitfieberten. Einen Award bekamen auch die besten Lehrer, von denen – ganz nebenbei bemerkt – auch einer mit hysterischem Applaus unsererseits bedacht wurde. Und sogar der beste Taxifahrer (Taxis sind, was die Bedeutung der öffentlichen Transportmittel angeht, mit Bussen in Deutschland vergleichbar) wurde für seine vorbildliche und ruhige Fahrweise ausgezeichnet.
Wichtiger weil nachhaltiger als die Worte des Chiefs und die Auszeichnungen war jedoch eine Spendenaktion, bei der stolze 8.000 Euro zusammengekommen sind, die zum Aufbau einer Krankenstation im Dorf verwendet werden sollen.





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