Montag, 5. September 2011

Kid's Corner

Vom Windelkind – obwohl ich hier noch keine einzige Windel gesehen habe – bis zum Teenager stolpert und stapft es durchs Gras hinauf in ein langes Holzhaus mit den bunten Buchstaben „Kid’s Corner“.
Das Kid’s Corner ist ein Ort, an den jedes Kind des Dorfes kommen darf. Zum Lernen, zum Spielen, zum Entdecken. Zum Kindsein.


Auch wenn die Uhrzeit keine große Rolle im Leben der Kinder spielen sollte, „2 o’clock“ heißt das Schlagwort, das sie alle kennen. Dann öffnet das Kid’s Corner, die Kleinen kuscheln sich auf die ausgerollten Teppiche und schnappen sich die ausgelegten Bücher. It’s reading time! Bücher zum Anfassen und Umblättern! Von daheim kennen das die wenigsten. Dann ist es auch egal, dass die Kleinen noch gar nicht lesen können und einfach nur die Bilder anschauen.

Was nach der obligatorischen Lesezeit passiert, liegt nun in den Händen von Ruth und mir. Wir bereiten meistens etwas für zwei Altersgruppen vor. Für die Kleinsten -  die Vorschüler - und für die größeren Kleinen - die Schulkinder bis zur vierten Klasse. Die Großen sind im Nebenraum, wo sie malen und lesen oder von unserem Kollegen Forster Englischunterricht erhalten. Freiwillig. Und das in den Ferien!
Nachdem Ruth und ich mit unserer bald kleinen, bald großen Kinderschar Zahlenbilder verbunden, Gemüse in yellow, green and red ausgemalt, Dreiecke und Quadrate gezeichnet, mit Krepppapierschnipseln eine riesengroße Sauerei veranstaltet und ganz viele andere garantiert irgendwie pädagogisch wertvolle Dinge getan haben, beginnt Teil III.

Teil III dürfte der Grund sein, warum es noch immer Menschen gibt, die keine kleinen Kinder mögen. Teil III könnte auch dafür verantwortlich sein, warum Ohropax sich einen so großen Namen gemacht hat, warum Anti-Graue-Haare-Mittel und Psychotherapeuten immer beliebter werden.
Denn Teil III ist Kinderzeit. Richtige Kinderzeit. Mit Brumm-Brumm-Autos und Bauklötzern, Klettergerüst und Tischtennis. Mit  Spielsteinen und Springseilen, Puzzles und Zirkusgeräten. Und mit Puppen. Die Puppen scheinen, auch wenn manchen ein Kopf fehlt, die beliebtesten Spielsachen überhaupt zu sein. Was folgt, wenn der Sack mit den Puppen herausgeholt wird, erinnert mich immer an die Curry-King-Werbung…
Die Kinder quirlen herum, springen sich vor die Füße, glucksen schreiend durcheinander, fallen kopfüber und stehen wieder auf, streiten sich wegen unwichtigen Dingen, die die Welt bedeuten, und geben sich kurz danach die Hand, sind laut, lebendig und lebensfroh. Und genau deshalb liebe ich Teil III so sehr.

1 Kommentar:

  1. Jetzt weiß ich auch, warum du meine Ohrenschützer mitnehmen wolltest ;-)

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