Montag, 13. Februar 2012

Die Sahara zu Besuch

Letzten Sonntag hatte ich mal wieder die Gelegenheit, via Aljazeera ein bisschen Weltgeschehen aufzuschnappen. Neben vielen traurigen Nachrichten (5 Minuten über etliche Tote in Syrien – genau so viele Minuten über eine tote Whitney Houston) gab es auch einen Grund zum Lachen: Das europäische Wetter.
Zugegeben. Schamlos und schadenfroh lachte ich mir in mein nicht von einem dreilagigen Wollhandschuh mit flauschigem Innenfutter geziertes Fäustchen.

Während Frau Holle scheinbar in Europa die Wolkendecken ausschüttet, gab es bei mir in Ghana den letzten richtigen Niederschlag Anfang November.
Seitdem trocknet alles vor sich hin.
Die Wäsche auf den Leinen, die nach zwei Stunden wie gebügelt ist.
Der Regenwald, der seinen Namen nun nicht mehr verdient.
Unser Kid’s Corner-Garten, den selbst das tägliche Gießen nicht retten konnte.
Ich kann nicht sagen, wie warm es ist, ich kann meinem Temperaturempfinden nicht mehr trauen. Es ist heiß. Heißer. Am Heißesten. Bullenheiß. Backofenheiß. Brennend heiß.
So heiß, dass ich an Körperstellen schwitze, von deren Existenz ich noch nicht einmal wusste. So heiß, dass ich in einer auf 20°C herunter gekühlten Bank zu frieren beginne.

Aber das ist nicht alles, was die Trockenzeit zu bieten hat.
Ein Passatsturm namens Harmattan bläst unentwegt Sand aus der Sahara über das Land. Am Nordhimmel, dort, wo im September die ersten Überwinterungsvögel auftauchten, flimmerte im Dezember ein verlaufender Farbstreifen auf. Kupferfarben. So wie die Sonne eine halbe Stunde, bevor sie untergeht. In wenigen Tagen wuchs dieser Farbstreifen, bis unmerklich der blaue Himmel verschwand.
Dieser ist nun milchig-matt, die Welt sieht dumpf aus. Ich schaue durch einen Nebel aus feinem Sand. Feiner Sand, der die Strahlen der Abendsonne streut und die Luft gelb-orange färbt.
Der Sand ist überall. Er kriecht in Ohren, Nase und Körperporen. Er überzieht Stühle und Schüsseln mit einer dünnen Staubschicht. Er färbt Bananenstauden am Straßenrand ockergelb.


Ich mag den Harmattan und gerade würde ich ihn nur widerwillig gegen erfrorene Hände eintauschen.

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