Freitag, 13. April 2012

Independence Now!

Ein Blick in die Vergangenheit – Teil III

Nach dem Verbot des Sklavenhandels um 1850 verlieren die europäischen Handelskompanien ihr Interesse an den Gebieten entlang der ghanaischen Küste. Einzig die Briten bleiben und weiten ihr wirtschaftliches Einflussgebiet auf politische Aspekte aus.
Mit dem Küstenvolk der Fanti schließen sie ein Abkommen zum gegenseitigen Schutz vor dem mächtigen, kriegerischen Binnenvolk der Ashanti. 1874 wird schließlich der Küstenstreifen trotz massiven Widerstandes der Ashanti zur Kronkolonie Goldküste ernannt, welcher sich die 1901 endgültig geschlagenen Ashanti und die nördlichen Territorien einverleiben müssen.
Verwaltet werden all diese Regionen vom englischen Gouverneur in der Koloniehauptstadt Accra, bis in einer Verfassungsreform 1925 den einheimischen, traditionell akzeptierten Oberhäuptern im Sinne einer indirekten, der britischen Krone unterstellten Herrschaft wieder politische Mitbestimmung zugestanden wird.

Eine Stärkung der einheimischen Bevölkerung.
Doch noch nicht genug für die Menschen, die ihre Heimat vollkommen von der britischen Fremdbestimmung befreien wollen. Menschen wie Kwame Nkrumah.
In einem südghanaischen Dorf aufgewachsen, in den USA Politikwissenschaft und Volkswirtschaft studiert, organisiert er Streiks und Boykotte, in denen seine Forderung nach dem Selbstbestimmungsrecht der ghanaischen Bevölkerung laut wird.

Independence Now!  
Independence Now! 
Independence Now!

Sein Leitspruch wühlt die Massen auf. Seine Partei Convention People’s Party gewinnt an Stimmen. 1952 wird er in den ersten allgemeinen Wahlen zum Premierminister der Goldküste gewählt.
Die Regierung wird zusehends afrikanischer, die britische Krone verliert an Einfluss. Am 6. März 1957 erlangt die Kolonie Goldküste unter dem neuen Namen Ghana als erste britische Kolonie auf afrikanischem Kontinent die Unabhängigkeit.

Die junge Republik liegt in den Händen ihres Präsidenten Kwame Nkrumah.
Er will das ressourcenreiche Land das aufholen lassen, was in den Jahrhunderten der europäischen Ausbeutung vernachlässigt wurde. Nkrumah organisiert das Sozial- und Gesundheitswesen, gründet Universitäten und führt die allgemeine Schulpflicht ein. Er realisiert zwei gigantische Projekte – den Staudamm in Akosombo und die Errichtung der Hafen- und Industriestadt Tema –, die noch heute einen erheblichen Anteil an Ghanas Wirtschaftskraft tragen.
Projekte und Maßnahmen, die ihm letztendlich die Macht kosten. Der Staat verschuldet sich Hals über Kopf. Die Opposition, die seine überstürzte Industrialisierung kritisiert, wird von Nkrumah rigoros bekämpft. 1966 putscht sich schließlich das Militär an die Macht.

Es folgen Jahre, in denen sich Demokratieversuche und Putsche abwechseln. 1992 aber legt sich Ghana per Volksabstimmung eine demokratische Verfassung zu, die noch heute gültig ist. Die darin garantierten freien Wahlen für alle Bürger ab 18 Jahren finden seitdem alle vier Jahre statt. Der Wahlkampf für die nächsten, für Dezember dieses Jahres angekündigten Wahlen läuft bereits.

Ghana gilt international als demokratisches Musterkind in Westafrika.
Die Verfassung verspricht viel. Denn sie garantiert die von der UNO aufgestellten Menschenrechte.
Die Unterzeichnung der Menschenrechte ist eine schöne Sache. Schöner wäre es noch, diese auch einzuhalten.

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